Der Umgang mit Zahlen(-kolonnen) ist nicht jedermanns Sache. Zu viele Menschen - vermutlich mehr als 90% - wollen damit nichts zu tun haben und "schalten auf Durchzug", bis wieder ein Thema ohne Zahlen diskutiert wird. Diese Abneigung gegen Zahlen erschwert es auch, den Wert eines Geldbetrages einzuordnen. Nur wenige hören eine Zahl und erkennen sofort Zusammenhänge und Auswirkungen. Manchmal läuten auch die Alarmglocken.
Gestern Abend haben Gemeinderäte zum dritten Mal den Vorschlag der Verwaltung diskutiert, wofür wir die knappen Finanzmittel unserer Gemeinde ausgeben sollen. Und da hat mich manches erstaunt. Beispiele:
a) Sind jährliche Heizkosten von 13000 € für unser Feuerwehrhaus viel oder wenig? Die Heizkosten meines (großen) Hauses sind mit 700 € erheblich geringer, obwohl es meine Frau mit 24 Grad gern mollig warm hat. Wieso sind die Heizkosten der Feuerwehr 18-mal höher? Das liegt nicht nur daran, dass dort mit elektrischem Strom geheizt wird - die teuerste aller Möglichkeiten. Hauptgrund dürfte die ungenügende Wärmeisolation des Feuerwehrhauses sein. Weil manche Fahrzeuge ab sofort draußen stehen müssen, werden die Heizkosten weiter steigen. Dann heizen wir die Umwelt - das ist gut für die Klimaerwärmung.
Es wird Zeit, dass ein neues FW-Haus gebaut wird, das den aktuellen Vorschriften genügt. Thermisch isoliert und mit Gasheizung! Die Fraktion Glattbach! wird im April 2021 im GR den Antrag stellen, den Neubau ausreichender Größe und Qualität umgehend zu planen und baldmöglichst mit dem Neubau zu beginnen. Bürgermeister Baier hat bereits erklärt, dass er das ablehnen wird, weil Glattbach zu arm ist, um das veraltete und zu kleine Feuerwehrhaus zu ersetzen. Mal abwarten, wie viele GR unserem Antrag zustimmen werden.
b) Ein anderer Vorschlag der Verwaltung hat mich noch mehr erstaunt: Um die laufenden Aufgaben unsere Gemeinde in diesem Jahr 2021 bezahlen zu können, muss auch in diesem Jahr ein Kredit über 1.000.000 € aufgenommen werden. Ein Teil davon wird verwendet, um die Kosten früherer Kredite zu bezahlen. Das gleicht einem Schneeballsystem und dieses endet meist mit einem Knall. Die "kerngesunde" Gemeinde Glattbach kann nur mit geborgtem Geld überleben - obwohl der Bürgermeister alles versucht, um alle Investitionen (=Pflichtaufgaben) auf "später" zu verschieben.
c) An den Glattbacher Straßen gibt es laufend etwas zu reparieren: Im Jahr 2019 reichten dafür noch 105.000 €, im Jahr 2020 stieg der Betrag auf 150.000 €. Bürgermeister Kurt Baier meint, in den folgenden Jahren würden jeweils 50.000 € ausreichen und will im Haushalt nicht mehr dafür bereitstellen, es muss gespart werden. Ob das gut geht? Mit dem Alter der Straßen steigt auch der Reparaturbedarf. Höchst seltsam ist: Im ersten Haushalts-Entwurf waren noch 100.000 € pro Jahr vorgesehen. Diesen Betrag hat Kurt Baier nun ohne Angaben von Gründen halbiert - um Geld zu sparen. Carsten Schumacher hat Zweifel, ob das angemessen ist und will wissen, wie hoch der Durchschnitt der vergangenen vier Jahre war. Seiner Meinung nach wäre das ein guter Richtwert. Die Antwort steht noch aus.
d) Der Entwurf des Haushaltes enthält Gesamtkosten von 7,9 Millionen Euro für den Neubau der Schule, verteilt auf mehrere Jahre. Das ist eigenartig, denn der GR hat noch nicht einmal diskutiert, ob eine Sanierung der bestehenden Schule günstiger wäre. Ist das auch eine private Entscheidung des Bürgermeisters wie beim Nicht-Neubau des Feuerwehrhauses?