Geht es Ihnen auch so? Sie hören oder lesen eine Behauptung - gern auch mit fragwürdiger Begründung - und dann geht ihnen die Sache nicht mehr aus dem Kopf. Immer ist da so ein Gefühl, dass irgend etwas an der Behauptung nicht stimmt. 

 

Mir gehen Frauen nicht aus dem Kopf, damit kann ich gut leben. Wenn da nur nicht die Behauptung wäre, Frauen würden für die gleiche Arbeit weniger verdienen als Männer. Um das überprüfen zu können, bräuchte man sehr viele Daten: Präzise Arbeitsbeschreibung und genaues Einkommen von mindestens 1000 Arbeitnehmern. Das ist die Mindestzahl, um den statistischen Fehler auf maximal 3% zu begrenzen. Es würde mich sehr wundern, wenn Journalisten über diese Daten und die nötigen mathematischen Kenntnisse verfügen würden, um diese Behauptung beweisen zu können - trotzdem wiederholen sie diese Behauptung immer wieder.

 

Mathematiker*innen akzeptieren keinen "Beweis durch Wiederholung" - wohl aber den "indirekten Beweis", der anders funktioniert:

  1. Man nimmt zunächst an, dass die zu beweisende Aussage (Frauen verdienen für die gleiche Arbeit weniger als Männer) richtig sei.
  2. Falls logische Schlüsse zu einem Widerspruch führen, muss eine der Prämissen (die ja als wahr angenommen werden) falsch sein.

Punkt 1 ist jedermann*frau geläufig, oft werden Differenzen von 20% oder mehr genannt. Was wäre, wenn diese Behauptung stimmt? Meine logischen Argumente:

 

Es gibt viele Firmen mit sehr hohen Personalkosten. Da ließen sich schnell enorme Summen (in Millionenhöhe) einsparen, wenn man diese Kosten um ein paar Prozent verringern könnte. Schon bei einer Einsparung von nur 5% würde der Chef jubeln. Jede Firma, die bevorzugt Frauen einstellen würde, könnte billiger anbieten / arbeiten als die Konkurrenz mit vielen Männern in der Belegschaft. Wenn also ein Personalchef*in die Behauptung Frauen verdienen für die gleiche Arbeit weniger als Männer hört und nicht entsprechend handelt, schadet er/sie der Firma und müsste umgehend entlassen werden, weil er dieses offensichtliche Einsparpotential vielen tausend Euros pro Monat ignoriert. Er/sie muss ja nicht sofort alle Männer freistellen, das könnte Ärger geben. Er/sie müsste nur bevorzugt Frauen einstellen, um die Lohnkosten nachhaltig zu senken. 

 

Jetzt kommt der Widerspruch: Kein Personalchef*in macht das. Wieso nicht? Ich habe mal die Personalchefin einer großen Firma (~2000 Angestellte) gefragt und keine Antwort bekommen. Sie hat nur mit den Augen gerollt und das Thema gewechselt. Sie wird wohl schlechte Erfahrungen gemacht haben. Welche? Ich habe es leider nicht erfahren.

 

Wer kann dieses Rätsel lösen? 100 € Belohnung für den, der mich aufklären kann. Ich bin doch so neugierig :-) Bis zu diesem Zeitpunkt bleibt nur die Schlussfolgerung: die Behauptung Frauen verdienen für die gleiche Arbeit weniger als Männer ist falsch. 

 

Nachtrag: Seit 100 Jahren ist das Stück "JederMann" von Hugo von Hofmannsthal fester Bestandteil der Salzburger Festspiele. Diese unerträgliche Benachteiligung der Männer kann nicht länger hingenommen werden! Ich fordere, jedes zweite Jahr das Stück "JederFrau" aufzuführen. Gelegentlich auch "JederDiverse".